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17.11.10

Zur Diskussion über Anonymität im Internet

Dazu hätte ich auch etwas zu sagen, doch begnüge ich mich vorerst mit dem Hinweis auf diesen Beitrag.

Nachtrag vom 2.7.2011:
Zitat aus Jens Scholz: Anonymität:
Anonymität war und ist nie ein Versteck, sondern ist eine Voraussetzung dafür, sich frei äußern zu können, von anderen vorurteilsfrei angehört zu werden und mit anderen offen zu diskutieren. Anonym zu sein ist keine Feigheit sondern eine Freiheit. Genau deswegen wehren wir uns so vehement gegen Versuche, Anonymität zu kriminalisieren und anonyme Kommunikation zu verunglimpfen - was der Herrscher als Mangel ansieht ist für den Bürger eine Freiheit. [...] Es ist seit jeher auch ein Instrument der Machtlosen, schon lange vor dem Internet. Dass das denen nicht genehm ist, die die Macht haben, ist freilich auch keine moderne Erkenntnis.
Man denke an die Angriffe auf die Anonymen, die im Netz die Plagiate von zu Guttenberg und Koch-Mehrin aufdeckten.
Der Doktorand, der als erster Plagiate bei Guttenberg entdeckte, folgte zu Recht seinem Doktorvater und versuchte erst einmal seine Promotion abzuschließen, bevor sich auf die Auseinandersetzung mit einem Verteidigungsminister und Multimillionär einließ.

21.9.10

Lernen wieder erlernen

Eine 83-jährige schreibt zum Thema "Kann man in Ihrem Alter noch lernen?" von ihrem Englischkurs, vom Malkurs, von neuen Gymnastikübungen, von neuen Liedern, die sie lernt. Eine Bekannte lernt Arabisch.
Wie steht's damit bei mir?
Was ich unter "man lernt dazu" verbuche, ist sehr häufig nichts als Informationsaufnahme, Einordnung in vorhandene Raster, bei schwer einzuordnenden Informationen eine Ergänzung oder ein bescheidener Umbau des Rasters. Mag sein, auch Arbeitstechniken für bestimmte neue Aufgaben.
Lernen lernen, was wir unseren Schülern beizubringen versuchten, haben wir in diesem Sinne gelernt: Strukturen bilden, Wesentliches heraussuchen, für einen anderen Zweck umstrukturieren, dokumentieren, ...
Aber neu lernen? Wie ärgerlich, dass im Supermarkt die Produkte immer wieder umgestellt werden, wo man doch für manche ausgefallenen Produkte Jahre gebraucht hatte, bis man herausgefunden hatte, wo sie - ja, eben nicht stehen, sondern standen.
Man hat gelernt, sich in Texten unbekannterer Sprachen grob zu orientieren, aber nicht einzelne neue Vokabeln und Redewendungen, sondern eine neue Sprache lernen?
Verzichten lernen auf etwas, worauf man sich seit Jahrzehnten verlassen hat?

Ich war zu produktorientiert. Es steht noch viel zu lernen an bis zum 83. Lebensjahr.

Wenn man etwa den Vergleich von Daten mit Sprachen, wie Jakob Voss ihn vorstellt, nachvollzogen und sich eine eigene Meinung dazu gebildet hat, hat man zweifellos etwas gelernt. Aber bringt das was fürs Lernen lernen?
Strukturergänzung. Kommt es darauf an, wenn man 83 ist?

22.5.10

Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften

Wer sich klar werden will, mit wie handfesten Dingen es die Naturwissenschaften im Gegensatz zu den Geisteswissenschaften mit ihrem Nibelungenlied und dem Faust zu tun haben, der sollte sich ein wenig mit Elementateilchenphysik und Antimaterie befassen.
Morten Schwarzkopf würde sagen: "Ein echtes Naturprodukt. Da weiß man doch, was man verschluckt."

8.2.10

Selbstbestimmung und Mitbestimmung in der Geschichte

In Bekämpfung der Auswüchse des Feudalismus entwickelte sich der Absolutismus als Instrument zur rationalen Gestaltung des Staatswesens. (Adel und Bürgertum ähnlich stark; aufgeklärter Absolutismus)
Der rationale Staat entwickelte so viel Kontrollmacht, dass dagegen Freiheitsrechte nötig waren: Menschenrechte (beginnend mit Bill of Rights bis zu den MR-Erklärungen von Virginia und Frankreich).
Das freigesetzte Bürgertum erhielt eine so starke Kontrollmacht gegenüber der Arbeiterschaft, dass der Sozialismus als Gegenkraft die sozialen Voraussetzungen für demokratische und - über die Gewerkschaften - soziale und begrenzte (!) wirtschaftliche Mitbestimmung erkämpfen musste. Die Überregulierung durch einen totalitären Staat im real existierenden Sozialismus behinderte kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung, so dass er zusammenbrach.
Aufgrund der fehlenden Systemkonkurrenz entwickelte sich in der offenen Gesellschaft ein Marktradikalismus, der wiederum die Arbeiterschaft, vor allem aber den Staat so stark finanziell beschnitt, dass weder der Sozialstaat gesichert noch die Allgemeingüter bewahrt werden konnten (Privatisierung des öffentlichen Raumes).
Es könnte sein, dass der Kampf um die "Freiheit des Internets" (u.a. Piratenpartei) sich zum allgemeinen Kampf um die Bewahrung der Allgemeingüter entwickelt.